Schafhaus
Kobolde

Das kleine Frettchen
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Wissenswertes über Ernährung, Bedürfnisse, Haltungsbedingungen
und Umgang mit unseren geliebten Kobolden

Allgemeines


Durchschnittliche Lebenserwartung 6-10 Jahre.  Größe: etwa 25-40 cm (Fähe) bzw. bis 60 cm (Rüde)

Futter: Mehrere kleine Fleischmahlzeiten täglich, insgesamt ca. 150..200g/ pro Tier

Freilauf täglich mindestens 2 Stunden

Fläche im Käfig bzw. Gehege mindestens 2 qm

Anschaffungskosten betragen ca. 100.- bis 250.- € je Tier, dazu Kosten für Zubehör und täglich 2.- bis 3.- € für Futter, regelmäßige Tierarztkosten und Einmalkosten für Käfig/Gehegebau.

Stinkdrüsen sind beim Rüden stärker ausgebildet. Aktivität geht jedoch nach Kastration fast völlig zurück.

Reisen: Frettchen vertragen das Reisen (z.B. im PKW) sehr gut, ebenso damit verbundene Ortswechsel.

Gassi gehen: Frettchen sind leinengängig oder lassen sich in der Regel schnell daran gewöhnen. Es gibt spezielle Frettchenleinen, jedoch kann auch ein entsprechend gekürztes Katzengeschirr aus weichem Veloursleder verwendet werden. Beim Anlegen des Geschirrs ist darauf zu achten, dass ein fingerbreit Luft zwischen Geschirr und Frettchen vorhanden ist. Bitte Frettchen nie ohne Leine im Freien laufen lassen.

Toilette: Ein Katzenklo sollte sich in ständiger Reichweite eines Frettchens befinden, sowohl im Gehege als auch in der Wohnung. Am besten stellt man gleich mehrere Katzenklos in den Räumen auf, in denen sich die Frettchen befinden, sie können ihre Notdurft nämlich nicht lange halten. (Das hat mit Ihrem kurzen Verdauungstrakt zu tun)

Lautes Reden oder gar Schreien in der Nähe von Frettchen, sollte tunlichst vermieden werden, da sie ein sehr empfindliches Gehör haben.

Ebene Flächen sind „langweilig“, Frettchen hingegen verspielt. Zu Ihrem Spaß tragen Katzenkratzbäume bei, aber auch schon Kartons oder Röhren (z.B. Kerne von Teppichrollen) werden begeistert angenommen. Frettchen sind von Natur aus nicht böse – denn ein bißchen zwicken heißt bei ihnen meist „Spiel mit mir“.

Ernährung


Frettchen gehören zu den Marderartigen und so wie ihr nächster Verwandter, der Iltis, von dem sie sich nur durch ihre lange Domestizierung in einigen Verhaltensweisen unterscheiden. Sie sind immer noch Beutegreifer, also Raubtiere und reine Fleischfresser (Carnivoren). Den nötigen (geringen) Prozentsatz an pflanzlicher Kost decken sie über den Mageninhalt von Beutetieren. Das wären z.B. Eintagsküken, Mäuse & Co. (Gibt’s tiefgefroren im Zoofachhandel oder Online).

Ansonsten eignen sich (nicht zu mageres) Rindfleisch, Lamm, Wild und Geflügel, am besten roh. Bei Fütterung nur durch Katzenfutter können langfristig Mangelerscheinungen auftreten, da das Katzenfutter einen zu niedrigen Protein- und Fettgehalt aufweist (10-11%). Frettchen benötigen mindestens einen tierischen Proteinanteil von 30% und einen Fettanteil von 19%.

Es gibt auch gehaltvolles Frettchentrockenfutter (z.B von Frettchen4You oder Totally Ferret). Trockenfutter eignet sich auch gut zur Zahnpflege. Auf Fütterung von Schweinefleisch sollte man generell verzichten, um der gefährlichen Aujeszkischen Krankheit vorzubeugen. Gelegentlich ein Eigelb wird ein Frettchen nicht ablehnen. Dem Futter ein bisschen Lachsöl oder Leinöl zugeben schadet nicht. Darüber hinaus kann man das Futter mit Vitamin- und Mineralstoffmixturen ergänzen.

Niemals sollte man Frettchen gewürzte Speisen anbieten. Auch von Schokolade und anderen Süßigkeiten, auch Obst (Fruchtzucker!) heist es Hände weg. Sie schaden der Gesundheit, den Zähnen und der Entwicklung der Tiere. Grundsätzlich gilt: stets abwechslungsreich Füttern. Jedes Frettchen hat besondere Vorlieben oder Abneigungen. Aber nur ein Tier, das von allen notwendigen Nährstoffen ausreichend zu sich nimmt, bleibt gesund und entwickelt sich gut.

Bitte nicht vergessen dafür zu sorgen, dass die Frettchen immer ausreichend frisches, sauberes Trinkwasser zur Verfügung haben.

Wie wohnen Frettchen


Neben dem regelmäßigen Auslauf im Haus bei ihren Menschen brauchen Frettchen ein Schlafgehege, egal ob sie Außenschläfer(in Kombihaltung) oder Innenschläfer (Wohnungshaltung) sind. Dieses sollte man am besten selbst bauen, weil alle sog. Frettchenkäfige im Zoofachhandel grundsätzlich zu klein sind. Ein Schlafkäfig/Gehege/Voliere sollte über mehrere ca. 60cm hohe Etagen auf mindestens 2 qm Grundfläche verfügen. Frettchen haben Widerhaken in den Krallen und neigen dazu am Gitter hochzuklettern, deshalb sollte man keinen dünnen Hasendraht verwenden  (Verletzungsgefahr!), sondern einen punktgeschweißten Gehegedraht.

In reiner Innenhaltung empfiehlt sich auch ein eigenes Frettchenzimmer, ausgestattet mit vielen Spielmöglichkeiten: Kletterbaum, Bällebad, Raschelsäcke etc. und mehreren gemütlichen Schlafnestern. Klos gehören in die Zimmerecken. Schlafen die Fretts im Außengehege benötigen sie ein oder zwei isolierte Schlafhütten (ca.40x30x30cm). Als Einlage können alte T-Shirts oder ähnliches verwendet werden. (kein Stroh/Heu, kein Frottee und keine Streu verwenden- Bakterien und Ungeziefer entwickeln sich hier besonders schnell. Mehrere Toiletten (Katzenklos) am besten direkt neben Schlafhaus/Fressstelle stellen.

Wie pflege ich
Frettchen

Die Tücher im Schlafhaus min. 1x wöchentlich zum waschen austauschen.  Katzenklos sollte man täglich reinigen, 1x wöchentlich komplett erneuern. Zur Reinigung (Gehege, Klos usw.) warmes Wasser verwenden, eventuell etwas Seife/Spülmittel dazumischen. Keinesfalls scharfe Chemikalien verwenden! Zur Desinfektion gibt es spezielle Mittel für Tiere (z.B. Lysol), für besseren Geruch sorgen Käfig/Klodeos. Jedoch solltet ihr diese Mittel nicht zu häufig verwenden, denn ansonsten kann es zur Zerstörung der Darmflora der Tiere kommen.

 

Bei Fellwechsel (Frühjahr/Herbst) totes Haar mit weicher Bürste ausbürsten. Ohrmuscheln kann man mit Wattestäbchen vorsichtig reinigen (Frettchen sind an den Ohren sehr empfindlich).  Baden der Frettchen mit lauwarmem Wasser. Nur bei starker Verschmutzung oder Parasiten-Befall Baby-Shampoo bzw. spezielles Tier-Shampoo verwenden! Baden in klarem Wasser können die Frettchen jedoch ruhig öfter. Nach dem Baden Frettchen gut abtrocknen (Handtuch), in der kälteren Jahreszeit anschließend auch besser noch für 1-2 Stunden in der Wohnung lassen (Erkältungsgefahr). Krallenschneiden ist etwa zweimal im Monat mit einer spezieller Krallenzange angesagt (Nicht die Blutgefäße verletzen oder Nägel splittern).

Gesundheit

Die jährliche Schutzimpfung gegen Staupe ist ein Muss!  (Impfstoff: FebrivacDIST). Der meist tödliche Staupevirus ist Dauerthema. Er tritt bei uns meist in Wellen auf und rafft ganze Wildtierpopulationen dahin, wie Marder, Wiesel, Dachs, auch Igel. Die Verbreitung erfolgt über den Kot infizierter Tiere. Manch einer denkt sich, naja, meine Frettchen verlassen das Haus ja nie, vergisst jedoch, dass wir selbst das Haus regelmäßig verlassen. Über unsere Schuhe tragen wir dann den halben Garten- oder Waldboden in das vermeintlich staupefreie Heim.

Tollwut ist bei uns dagegen kein Problem mehr. Bei Reisen in andere EU-Staaten ist eine Tollwutimpfung allerdings (wie auch für Hund und Katze) gesetzlich vorgeschrieben, genauso wie ein Identifikationschip in Verbindung mit dem EU-Heimtierausweis.

Neben spezifischen Frettchenkrankheiten, meist Tumorerkrankungen, können Frettchen und Mensch an vielem gleichermaßen erkranken. Wir können unsere Fretts also mit für uns unangenehmen (viralen) Infekten durchaus anstecken. Unser Augenmerk sollte besonders auf fieberhaften Erkrankungen liegen. Die Körpertemperatur des Menschen liegt bei ca. 37°. Ein Temperaturanstieg um 2°, also 39° Fieber, bezeichnen wir bereits als kritisch. Die normale Körpertemperatur von Frettchen beträgt aber schon ca. 39° !  Selber Verlauf bei dem Frettchen, 2° fieberhafter Temperaturanstieg, würde 41° Fieber bedeuten – das heist Lebensgefahr für das Tier! – Wenn man also den leisesten Verdacht auf Fieber hat (Apathie, gebrochener Blick, trockene warme Schnauze, ist aber nicht immer zuverlässig), dann umgehend zum Tierarzt!

Über Frettchenkrankheiten könnte man ein ganzes Buch schreiben. Das würde hier aber den Rahmen sprengen. Auf eine Gefahr möchten wir aber noch hinweisen. Frettchen neigen dazu, kleine Gegenstände zu verschlucken, besonders wenn deren Konsistenz an Futter erinnert (Schaumstoff, Gummi), z.B. handelsübliche Ohrstöpsel. Im besten Fall werden die Fremdkörper wieder unverdaut ausgeschieden, im schlimmsten Fall führt dies zu einem Darmverschluss. Symptome sind z.B. das Tier kann nicht mehr koten oder es kommen nur minimale Mengen. Das Tier frisst – Hunger ist ja da – erbricht aber kurze Zeit später wieder alles. Auch hier wieder – jede Stunde ist kostbar – sofort zum Tierarzt! Oft hilft nur noch eine sofortige Not-OP.

Kastration

Frettchen erreichen mit etwa 10 Monaten ihre Geschlechtsreife. Rüde und Fähe kommen in die Ranz, also in die Zeugungs- bzw. Aufnahmebereitschaft.  

Die Ranz des Rüden dauert etwa von Januar bis September. Die Hoden senken sich ab und werden prall. Sein Verhalten ist durch Unruhe und verminderte Fresslust geprägt. Er markiert jeden Stein, auch jedes Stuhlbein und verströmt einen scharfen, unangenehmen Eigengeruch.

Die Fähe kommt zweimal für ca. 4 Wochen in die Ranz, im Frühjahr und im Spätsommer. Man erkennt ihre Empfängnisbereitschaft an der angeschwollenen und nässenden Vulva. Auch Fähen riechen dann streng, wenn auch nicht so stark wie die Rüden. Den genauen Zeitpunkt des Ranzbeginns bestimmen der natürliche Tag/Nachtzyklus und andere klimatische Faktoren. Eine wilde Iltisfähe – wenn sie in diesem Zeitraum nicht gedeckt wird – kommt automatisch wieder aus der Ranz.

Zucht- und haltungsbedingt kann das bei Frettchenfähen anders verlaufen und sie kommen unter Umständen gar nicht mehr aus der Ranz. Diese sog. Dauerranz bewirkt eine hormonelle Vergiftung, die, wenn nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, für das Tier tödlich verläuft. Symptome der Dauerranz sind räudiges Fell, Apathie, glasige Augen und die sonst rosafarbenen Schleimhäute an Vulva und Zahnfleisch, werden fast weiß.

Um eine unkontrollierte Vermehrung der Tiere zu verhindern, um einen ausgeglichenen Rüden zu haben und vor allem um die Gefahr einer Dauerranz bei der Fähe auszuschließen, führt also –  bei nicht für die Zucht bestimmten Tieren – kein Weg an der Kastration vorbei.

Eine operative Kastration sollte frühestens mit einem Alter von 10 Monaten und nicht vor dem Einsetzen der ersten Ranz erfolgen. Dass Fähen und Rüden in dieser Zeit für ein paar Wochen zu trennen sind, versteht sich von selbst. Es gibt 2 Möglichkeiten  der Kastration, die klassische operative oder die chemische Kastration. Beide Formen haben Vor- und Nachteile, auch Risiken.

Bei der operativen Kastration werden beim Rüden die Hoden entfernt. Das ist ein relativ kleiner Eingriff, anders als bei der Fähe, bei der die Eierstöcke und meist auch die Gebärmutter entnommen werden. Ein oder vielleicht das größte Risiko dabei ist die Anästhesie unter der beide Eingriffe erfolgen. Frettchen reagieren darauf sehr empfindlich. Die Sterblichkeitsrate ist hoch – auch wir haben schon eine Fähe durch die Anästhesie verloren. Viele Tiere ersticken einfach oder erliegen ihrem kollabierenden Kreislauf. Ein zweites Risiko ist, dass operativ kastrierte Tiere sehr häufig an einem Nebennierentumor (NNT) erkranken.

Bei der chemischen Kastration wird den Tieren durch eine Injektion zwischen den Schulterblättern ein Kastrationschip (Suprelorin Implantat 4,7 mg) gesetzt. Dieser Akt dauert nur Sekunden (ohne Betäubung!) und ist praktisch stressfrei für die Fretts. Der Wirkstoff Deslorin, kontinuierlich in kleinsten Mengen ausgeschüttet, blockiert in der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse, die Bildung und Ausschüttung männlicher und weiblicher Sexual-/ Steuerungshormone und wirkt somit bei beiden Geschlechtern. Der Nachteil ist, dass der Chip nur 1-3 Jahre vorhält und dann wieder neu gesetzt werden muss. Auch besteht bei Fähen ein kleines Restrisiko einer Gebärmutterentzündung.

Nach Abwägung aller Risiken erscheinen uns aber die einer operativen Kastration beträchtlich höher und empfehlen deshalb das Setzen des Chips.